Mittwoch, 16. März 2011

A Florentine Revenge von Christobel Kent

In ganz Europa war es der heißeste August seit 70 Jahren, und in Florenz waren die Tage geradezu brütend; die Straßen lagen verlassen, bis die Nacht hereinbrach. Die Besucher hielten sich in der Nähe der Klimaanlagen auf, saßen in ihren aufwendig gekühlten Hotelzimmern und blickten in den wolkenlosen, blassblauen Himmel hinaus oder durchstreiften die Lagerverkäufe für Designermode am Stadtrand. Fast alle Florentiner waren fort - an die See oder in die Berge gefahren, sofern sie es sich leisten konnten, zu Verwandten unten im Süden oder auch weniger weit weg, zu den Wäldern und Wasserfällen des toskanischen Casentino. Nur wer sehr alt, sehr arm oder schlicht verrückt war, ließ sich auf den Straßen blicken, und auch das nur früh am Morgen, langsam umherwandernd, noch immer von der nächtlichen Hitze betäubt.

Den ganzen Monat über kühlte es sich nicht ab, nicht einmal um vier Uhr in der Früh, und die Zahl der Todesfälle kletterte immer weiter in die Höhe, verstohlen, bedrohlich, unerbittlich: alte Menschen, Säuglinge, Schwangere. In Gesellschaft ein paar italienischer Herumtreiber leerte ein junger Amerikaner eines Abends zwei Flaschen Rotwein auf den Stufen von Santo Spirito und am Morgen darauf fanden ihn die Straßenkehrer tot zwischen parkenden Autos. Er hatte sich erbrochen, war lebensgefährlich dehydriert, und noch vor Sonnenaufgang – seine neu gefundenen Freunde waren bereits ihrer Wege gegangen – erlag er mehrfachem Organversagen.

In den Vororten der Stadt, Galluzo und Sesto Fiorentino, Scandicci und Isolotto, atmeten die Villen in ihren grünen Gärten friedlich ein und aus, ruhten inmitten von Orangenbäumen und zartem, tropischem Blattwerk, aber Wind gab es keinen. Die Schwimmbäder am Stadtrand – und davon gab es viele, neben Sportstätten, Autobahnen und Wohnanlagen in den Boden gelassen, öffentlich und privat, schmuddelig wie gepflegt – waren überfüllt. Körper drängte sich an Körper – das war eben Italien, doch ein Gedränge nichtsdestotrotz – unter Reihen von Sonnenschirmen fein säuberlich hingelegt auf den leuchtend bunten Badetüchern der Saison, dicht an dicht wie die Ölsardinen. Im Gegensatz zu der still vor sich hinschmorenden Stadt, war die Luft hier lärmerfüllt vom Plantschen, Jaulen, Kreischen und dem heiseren Geschrei von Teenagern im Stimmbruch.

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