Mittwoch, 16. März 2011

Oleum Canis (orig. Oil of Dog) von Ambrose Bierce

Mein Name ist Boffer Bings. Geboren wurde ich als der Sohn ehrenhafter Eltern, die ein eher bescheidenes Leben führten: mein Vater als Fabrikant von Hundeöl und meine Mutter als Inhaberin einer kleinen Werkstatt, im Schatten der Dorfkirche gelegen, wo sie unerwünschte Kinder verschwinden ließ. Als ich noch ein Junge war, erzog man mich zur Strebsamkeit. Nicht nur, dass ich meinem Vater half Hunde für seine Kessel zu beschaffen, sondern oft beauftragte mich auch meine Mutter die Überbleibsel ihrer Arbeit aus der Werkstatt fortzuschaffen. Es brauchte gelegentlich meine gesamte angeborene Klugheit diese Pflicht auszuführen, weil alle Gesetzeshüter der näheren Umgebung dem Gewerbe meiner Mutter feindselig gegenüber standen. Nicht, dass sie öffentlich zur Opposition gewählt worden wären und die Politik hatte sich nie damit auseinander gesetzt, es war einfach so. Die Herstellung von Hundeöl, der mein Vater nachkam, erfreute sich naturgemäß größeren Ansehens, wenngleich ihn die Besitzer verschwundener Hunde misstrauisch beäugten, was in gewissem Maße auch ich zu spüren bekam. Meines Vaters stille Teilhaber waren alle Ärzte der Stadt, die nur selten ein Rezept ausstellten, auf dem nicht das Präparat Ol.can, wie sie es so gern nannten, stand. Es ist wahrhaft das wertvollste Medikament, dass es je gab. Doch die meisten Menschen sind nicht gewillt für die Leidenden Opfer zu bringen und ganz offensichtlich war es den fettesten Hunden des Ortes verboten mit mir zu spielen – eine Tatsache, die mich schmerzte, jung und sensibel wie ich war, und derentwegen ich eines Tages beinahe Pirat geworden wäre.

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